Kek! KI-generierte Pimmel!

von Adroth Rian

Stundenlang hocken wir bereits vor dem Dall-E mini Bildgenerator und beobachten voller Erwartung den Rendering-Countup, der aufgrund zu hoher Anfragen immer wieder abbricht. Doch die Spannung ist nicht auszuhalten und an dummen Ideen mangelt es auch nicht, also starten wir die Renderanfrage wiederholt. Zum x-ten Mal. Und auch diesmal ist der Coutup aufregend, und beim Ergebnis das Staunen und das Gelächter groß.

Dall-E mini – seit kurzem in "Craiyon" umgebrandet – generiert Motive aus jedem beliebigen Text, den man ihr füttert. Unter craiyon.com könnt ihr selber Bilder von der KI aus euren Texten generieren lassen. Sehr vereinfacht gesagt funktioniert das so: Die KI greift auf ungefilterte Inhalte im Internet zu, schmeißt Bilder und die damit verknüpften Bildinformationen (description-, title- und alt-Tags) in einen großen Topf und fügt sie anschließend zu einem neuen Motiv zusammen, der sich aus den gemeinsamen Nennern der zusammengewürfelten Daten-Suppe ergibt. Eine logische Einordnung der über Text angefragten Bildinhalte und deren gegenseitiger Bezug zueinander innerhalb der Bildkomposition ergibt sich durch das Deep Learning der massiven KI-Bildgeneratoren. Über den Prozess der "Diffusion" erstellen die KIs aus den gesammelten Daten schließlich Motive, dessen visuelle Inhalte für den Menschen verständlich sind. Die genaue Funktionsweise wird ganz anschaulich in diesem Video erläutert: "The AI that creates any picture you want, explained"

Solche KIs werden von ihren Entwicklern natürlich auch manuell mit Inhalten gefüttert. So bringen die Programmierer ihren Programmen besondere Inhalte bei, oder korrigieren auftretende Fehlentwicklungen, die aufgrund von ungefilterten Inhalten im Netz zwingend erfolgen. Familienunfreundlich, rassistisch oder voreingenommen – so manch einer bildgenerierenden KI wurden diese unschmeichelhaften Eigenschaften bereits vorgeworfen.

Selbstverständlich sind die KIs nichts von alldem. Sie werten einzig Daten der Internetnutzer aus und schaffen daraus genau die Bildabmischungen, die sich aus den vorherrschenden Vorstellungen, Überzeugungen und Biases im Netz ergeben.

Mittlerweile gibt es eine ganze Auswahl bildgenerierender KIs. Bei vielen Anbietern dieser Programme gibt es strenge Regeln, welche Renderanfragen erlaubt sind, und welche nicht. Bei einem der Anbieter wurden unangemessene Motive zum Beispiel direkt nach dem Rendervorgang ausgeschwärzt. Welche unschicklichen Bildchen bei der Renderanfrage „Shrek in Space“ entstanden sein könnten, bleibt uns bis heute ein Rätsel.

Gerade deshalb liebe ich Craiyon umso mehr: Es ist ihr scheiß egal, wie familienunfreundlich oder politisch unkorrekt die an sie gestellte Renderanfrage ist und welches Gruselmotiv sich daraus zusammensetzt. Craiyon ist eine Macherin. Sie gibt alles, um Deinen Angaben gerecht zu werden, und – anders als bei ihren KI-Kollegen – hält sie bei der Bildausgabe kein Blatt vor den Mund. Der einzige Nachteil: die Auflösung der Craiyon-Bilder ist na ja. Ausreichend.

Aber, hey! Du willst Pimmel? Du kriegst Pimmel. Nur bei dem Begriff "dick" ist die Gute immer wieder ein wenig verwirrt. Da wird gerne mal ein gruseliger Mann auf der Leinwand dargestellt. Der Dick halt. Wer kennt ihn nicht.

Dieser Inhalt ist für Erwachsene bestimmt. Ich bin über 18, zeig's mir!

Shin und ich sind jedenfalls sehr gespannt darauf, wie sich die ganze Sache mit den KI-generierten Bildern weiterentwickeln wird. Für mich sind Programme wie Craiyon bereits jetzt eine spannende und bodenlose Inspirationsquelle, ein unterhaltsames Spielzeug und ein praktisches Tool, um auch mal ganz anders an diverse visuelle Projekte heranzugehen. Dass meine illustratorische Arbeit irgendwann von einer bildgenerierenden KI bedroht sein könnte, befürchte ich nicht. Geil aussehende Riesenpenisse, Titten und Nacktheit dürfen die gewerblichen KIs ja eh nicht darstellen. Wo bitte bleibt da noch der Spaß?

Den findet man natürlich auch weiterhin bei den Porn-Illustratoren Deines Vertrauens.

Bei uns, zum Beispiel. Unglaublich, aber wahr. Wir produzieren hier bei Kaffraluka nicht nur so glattgeleckte, weichgespülte, familienfreundliche Bildchen. Den guten Erwachsenen-Shit haben wir genauso auf dem Schirm – und ihr bald auch.

Vorstellbar ist auch, dass die KI-Bildgeneratoren in Zukunft genau DIE Kunden abgreifen werden, denen es hauptsächlich darum geht, Illustrationen so billig wie möglich zu bekommen. Das sind die gleichen Leute, die Bilder und Animationen von Simpleshow einkaufen – einem Verein, der seine freischaffenden Kreativ-Sklaven grandios unterbezahlt, mit Arbeit zumüllt und mit eher fragwürdigen Bedingungen vertraglich an sich knebelt.

Braucht man das? Nicht wirklich.

Das Zukunftsszenario kann also auch folgendermaßen aussehen: während die armen KIs sich mit schwierigen Kunden und Choosing-Beggars herumplagen dürfen, wenden sich genau DIE Leute an Illustratoren und Kreative, die den Wert ihrer Arbeit zu schätzen wissen und bereit sind, sie für ihren Arbeitsaufwand fair zu entlohnen. Und falls mal doch nicht so viele Aufträge ins E-Mail Fach reinflattern sollten, weil die bildgenerierenden KIs den Künstlern das Wasser abgraben, kann man zumindest auf etwas sauer sein, was (noch) keine Seele besitzt.

Was cool ist: Mit dem Aufkommen der KI-Bildgeneratoren kann so ziemlich jeder Mensch – ob zeichnerisch begabt oder nicht – ab sofort die eigenen schrägen Ideen über einfache Texteingabe visuell von einer KI umsetzen lassen. Warum sollte nicht jedermann die Möglichkeit haben? Kunst ist schließlich für alle da und wie schön ist es, wenn es für jedes Individuum einfacher wird, sich auch mal bildhaft auszudrücken.

Ob es tatsächlich billig sein wird, eine KI mit einem Wunsch-Motiv zu „beauftragen“, stellen Shin und ich allerdings stark in Frage, denn die Text-zu-Bild-Generatoren, auf die wir bis jetzt gestoßen sind, haben ziemlich fragwürdige Preis-Leistungs-Verhältnisse. Bei einigen Anbietern muss man Credits einkaufen, um eine bestimmte Anzahl zufällig generierter Bilder zu erhalten, bei anderen muss man direkt ein Abo abschließen. Ob die von der KI generierten Bilder einem gefallen oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Man bezahlt lediglich für eine Chance, dass von der KI ein Motiv gerendert wird, welches man tatsächlich haben will. Kommt am Ende nichts Brauchbares raus, dann ist die Kohle trotzdem weg und man bleibt auf Bildern sitzen, die vielleicht doch nicht ganz das sind, was man gerne gehabt hätte. Wer allerdings keine genauen Vorstellungen von dem gewünschten Motiv hat, kann spielerisch schöne neue Bildinhalte über einen der Text-zu-Bild-Generatoren schaffen und sich und anderen durchaus eine Freude damit machen.

Woran wir alle hoffentlich noch eine Weile Spaß haben können, ist Craiyon. Auch wenn die KI nicht die hübschesten Bilder rausspuckt, kann sie doch sehr inspirierende visuelle Inhalte liefern und kann immer noch kostenlos und ohne irgendwelche Einschränkungen genutzt werden. Wäre schön, wenn das so bleibt.

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